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„MAN, WEIß NIE, WIE ES AUSGEHT“

| 12.05.2012 |

„Man, weiß nie, wie es ausgeht“

Wenn sich das Jugendorchester am 18. Mai (Freitag) beim 8. Deutschen Orchesterwettbewerb in Hildesheim den Juroren stellt, ist das es die dritte Teilnahme des heimischen Ensembles bei diesem bedeutenden Wettbewerb. Mit Dirigent Rainer Becker sprach unser Redakteur Frank Vogel über das Ereignis und was dieser für das Jugendorchester bedeutet.

Haben Sie noch Lampenfieber vor so einem Wettbewerb?

Rainer Becker: Lampenfieber gehört bei einem Wettbewerb dazu, um eine Höchstleistung erzielen zu können. Sowohl bei dem Orchester als auch bei mir wird Nervosität spürbar sein. Wenn die ersten Takte gut laufen, dann legt sich das meistens sehr schnell. Wenn der Einstieg nicht so gut gelingt, dann wird es meistens spannend.

Gibt es Musiker, die schon zum dritten Mal beim Wettbewerb dabei sind?

Becker: Da der Wettbewerb alle vier Jahre stattfindet und für Jugendorchester eine Altersgrenze von 21 Jahren vorsieht, haben die meisten Musiker nur ein bis zweimal die Gelegenheit, am Deutschen Orchesterwettbewerb teilzunehmen. Allerdings dürfen zehn Prozent der Musiker die Altersgrenze überschreiten – und diese Möglichkeit schöpfen alle Orchester aus. Bei uns sind Dajana Jost (Saxofon), Julius Wohlmeiner (Schlagzeug) und Ralph Kloth (Horn) zum dritten Mal dabei. Da beim Dirigenten das Alter keine Rolle spielt, darf ich als einziger immer wieder mitmachen. Ein wirkliches Privileg!

Wie schätzen Sie die Konkurrenz ein?

Rainer Becker: Die Szene der Jugendblasorchester im Spitzenbereich ist überschaubar, und daher kennen wir die Konkurrenten schon von anderen Wettbewerben. In den letzten zehn Jahren hat sich das Niveau der Jugendorchester extrem gesteigert. Da müssen wir in einem kleinen Ort wie Havixbeck hart daran arbeiten, immer genug junge Musiker sehr gut auszubilden. Hauptkonkurrenten sind die „Junge Bläserphilharmonie Ulm“, das „Jugendorchester der Stadtkapelle Wertingen“ und das „Jugendblasorchester der Clara-Schumann-Musikschule Düsseldorf“.

Was würde Ihnen ein 1. Preis bedeuten?

Rainer Becker: Da wir bei den Deutschen Orchesterwettbewerben 2004 und 2008 jeweils den zweiten Platz belegt haben, wäre ein erster Platz ein tolles Ergebnis. Selbstverständlich möchte jedes Orchester den ersten Platz erreichen, aber die Konkurrenz ist sehr gut, und die Unterschiede zwischen den Spitzenorchestern sind nur noch sehr gering. In vielen Fällen entscheiden Kleinigkeiten oder der Geschmack der Jury. Kurz gesagt: Man weiß nie, wie es ausgeht.

Wovon hängt ein Erfolg ab?

Rainer Becker: Von vielen unterschiedlichen Faktoren: von der intensiven Vorbereitung in der Orchesterprobe sowie vom Üben der Musiker zu Hause, aber auch von der Leistungsfähigkeit und Spielfreude des Orchesters sowie der Konkurrenz im Wettbewerbsmoment, vom Gelingen der Interpretation sowie der Einschätzung und dem Geschmack der Jury. Die Juroren legen folgende Bewertungskriterien zugrunde: technische Ausführung (Intonation, Rhythmik, Phrasierung, Artikulation) und künstlerische Ausführung (Dynamik, Werktreue, Interpretation, Agogik, Tempi, Orchesterklang, Klangbalance). Die Gesamtbetrachtung dieser Kriterien führt zum Wertungsergebnis.

Was hat man von der Teilnahme an einem solchen Wettbewerb – außer dass man einen Preis gewinnt?

Rainer Becker: Viel wichtiger als das Ergebnis des Wettbewerbs ist für unser Orchester die monatelange Vorbereitungszeit, in der die einzelnen Musiker zu einer Einheit werden müssen. Alle Orchestermitglieder sollen Spaß an der gemeinsamen Entwicklung der Interpretation der Werke haben, denn nur mit einer begeisterten und sehr gut eingespielten Gruppe kann man gute Musik machen. Ein Wettbewerb zwingt das Orchester – inklusive Dirigent – zur Geschlossenheit. Für uns gilt als Maßstab, ob wir so gut gespielt haben, wie wir es im optimalen Fall können. Wenn dies erreicht wird, dann können wir mit unserer Leistung zufrieden sein. Die Wertung müssen wir unabhängig davon hinnehmen.

Westfälische Nachrichten | SA 12. Mai 2012